Ghost of Yōtei – Dieses Open-World-RPG bringt frischen Wind in das feudale Japan

Du wachst auf, das Gras raschelt, der Wind zeigt dir den Weg. Ein Fuchs huscht an dir vorbei, ein mysteriöser Nebel zieht auf, und ehe du dich versiehst, befindest du dich mitten in einem Duell, das nicht nur deine Reflexe, sondern auch deine Geduld herausfordert. Willkommen in Ghost of Yōtei – einem Spiel, das sich nicht neu erfindet, aber die bekannten Zutaten zu einem der besten japanischen RPG-Gerichte der letzten Jahre zusammenrührt.

Gemeinsam mit Thaneros haben wir bereits zahlreiche Stunden in der Welt von Yōtei verbracht, und was sollen wir sagen? Es ist ein verdammter Genuss. Und zwar einer, der dich nicht direkt überfordert, sondern dich immer wieder sanft an der Hand nimmt und gleichzeitig sagt: „Mach doch, was du willst – und wie du willst.“


Eine Welt, die atmet – und flüstert: „Bleib noch ein bisschen“

Schon beim ersten Betreten der Spielwelt fällt auf: Ghost of Yōtei ist nicht einfach nur eine hübsche Open World. Es ist eine Welt, die lebt. Kein einziger Schritt fühlt sich leer an, kein Punkt auf der Karte wirkt wie generisches Füllmaterial. Und das ist die vielleicht größte Stärke dieses Spiels.

Ob du gerade einer Kopfgeldspur folgst, nur schnell ein paar Zutaten sammeln willst oder dich eigentlich auf dem Weg zu einer Storymission befindest – es passiert immer etwas, das dich aufhält. Aber nicht, weil das Spiel dich ausbremst, sondern weil es dich neugierig macht. Jeder Berg, jeder Pfad, jede leuchtende Blume verspricht Entdeckung. Und fast immer hält das Spiel dieses Versprechen.


Open World mit Struktur – und Freiheit

Ein zentraler Aspekt, der Ghost of Yōtei von anderen Titeln abhebt, ist die Offenheit der Welt. Sobald du einen bestimmten Punkt erreichst, kannst du aus verschiedenen Gebieten wählen, in welche Richtung deine Reise weitergeht. Thaneros und ich haben uns für unterschiedliche Regionen entschieden – ich war im herbstlich-feurigen Gebiet unterwegs, während er die Frühlingswiesen durchstreifte.

Diese Freiheit ist nicht nur ein cooles Feature, sondern auch sinnvoll ins Narrative eingebettet. Du bist auf einem Rachefeldzug – eine Mission, die dir die Struktur vorgibt, aber dich selbst entscheiden lässt, in welcher Reihenfolge du deine Gegner konfrontieren willst. Das fühlt sich nicht nur logisch an, sondern auch richtig gut.


Von Tsushima bis Shadows – wo steht Ghost of Yōtei?

Man kommt natürlich nicht drum herum, Ghost of Yōtei mit Ghost of Tsushima zu vergleichen. Immerhin war Tsushima das große Samurai-Erlebnis der letzten Konsolengeneration. Und jetzt, mit Assassin’s Creed Shadows, hat auch Ubisoft seinen Beitrag zur „Japan-Wunschliste“ der Gaming-Community geleistet.

Was Ghost of Yōtei aber besonders macht, ist die Kombination aus cineastischer Inszenierung und interaktiver Tiefe. Es wirkt wie eine gelungene Evolution von Tsushima – weniger düster, dafür deutlich flexibler, verspielter, überraschender. Während Tsushima zu Beginn in eine bedrückende Atmosphäre eintauchte, eröffnet Yōtei mit einer spielerischen Leichtigkeit, die dich sofort in ihren Bann zieht.


Kleine Details, große Wirkung

Was Ghost of Yōtei wirklich auszeichnet, sind die zahllosen kleinen Details, die sich wie ein feines Netz durch das gesamte Spiel ziehen:

  • Du kannst nicht nur Händler treffen, sondern mit ihnen am Lagerfeuer sitzen, Musik machen und dadurch sogar ihre Haltung dir gegenüber verändern.
  • Albträume überraschen dich in der Nacht und werfen dich plötzlich in Bosskämpfe, mit echten Konsequenzen.
  • Du kannst dein Lager individuell aufschlagen – und sogar entscheiden, dass Händler zu dir kommen sollen.
  • Schnellreisen sind nicht nur von Punkt zu Punkt möglich, sondern innerhalb eines Ortes sogar auf verschiedene Anlaufstellen.

All das sorgt dafür, dass du immer etwas entdeckst – selbst, wenn du versuchst, mal einfach „nur kurz“ irgendwo hinzureiten.


Gameplay: Zwischen Progression und Parieren

Kämpfe sind fordernd – keine Frage. Besonders auf dem normalen Schwierigkeitsgrad wird dir nichts geschenkt. Das Parieren, Ausweichen und Reagieren verlangt Timing und Übung. Aber: Die Ladezeiten sind extrem kurz, du bist nach einem Tod sofort wieder im Geschehen. Und das motiviert. Du lernst schnell, passt dich an und bekommst regelmäßig neue Skills, Waffen oder Tools – also Belohnungen, die auch wirklich etwas bringen.

Ein kleines Detail, das wir jedem ans Herz legen: Schaltet die Ausweichrolle sofort frei. Thaneros hat das am Anfang verpeilt und kann aus Erfahrung sagen: Ohne Rolle wird’s schwer.

Dazu gibt es ein breites Arsenal an Waffen und Tools – deutlich mehr als in Ghost of Tsushima. Fünf Nahkampfwaffen, vier Fernkampfoptionen und fünf Tools, die sich teils noch individuell anpassen lassen, eröffnen eine Vielzahl an Spielstilen. Du willst Stealth? Geht. Fernkampf? Klar. Volle Konfrontation mit Katana oder Axt? Auch kein Problem.


Progression, die motiviert

Was uns besonders positiv aufgefallen ist: Alles, was du tust, fühlt sich sinnvoll an. Es gibt keine generischen Nebenquests wie in manch anderen Open Worlds. Du bekommst keine 100 Sammelobjekte, die du einfach nur abklappern musst. Stattdessen: echte Inhalte, die mal Story, mal Belohnungen, mal atmosphärische Tiefe liefern.

Das Belohnungssystem ist simpel, aber effektiv: Du bekommst regelmäßig Talismane, Skillpunkte oder neue Ausrüstungsgegenstände. Und das sorgt dafür, dass du motiviert bleibst – ganz ohne Druck.


Herausforderung mit Fairness

Ja, Ghost of Yōtei ist kein Spaziergang. Selbst normale Kämpfe können herausfordernd sein, besonders wenn du von mehreren Seiten angegriffen wirst. Aber es ist nie unfair. Wer sich mit dem Kampfsystem auseinandersetzt, wer taktisch denkt, wird belohnt. Wer wild drauflos haut, wird bestraft – so soll es sein.

Und falls dir das zu heftig ist: Die Schwierigkeitsgrade lassen sich jederzeit anpassen. Inklusive zahlreicher Barrierefreiheitsoptionen.


Kritik? Gibt’s natürlich auch ein bisschen

Wer Ghost of Yōtei etwas ankreiden will, kann das vor allem beim hohen Einstiegsschwierigkeitsgrad tun. Einige Spieler*innen könnten hier schnell frustriert sein – vor allem, wenn man das Genre nicht gewohnt ist. Die Lösung: Skillpunkte sammeln, anpassen, andere Wege probieren – das Spiel gibt dir die Werkzeuge.

Was Grind angeht: Den gibt es fast gar nicht. Es gibt keine zufällig generierten Missionen, alles ist handgebaut. Manche finden das gut (wie Thaneros), andere hätten vielleicht gerne eine kleine Prise RNG. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau.


Fazit: Ghost of Yōtei ist kein Klon – es ist eine Antwort

Ghost of Yōtei fühlt sich nicht an wie ein Aufguss. Es ist kein Ghost of Tsushima 2, kein Assassin’s Creed Shadows Deluxe – es ist sein eigenes Ding. Mit einem klaren Fokus auf Atmosphäre, Dynamik, Immersion und einem Gameplay-Loop, der süchtig macht.

Es ist eine Welt, in der du versinken willst. In der du auf Entdeckung gehst, ohne zu merken, dass du längst die Hauptquest aus den Augen verloren hast. In der sich jeder Pfad lohnt – und sei es nur, weil du einen Fuchs triffst, der dich zum Schrein führt.

Wir sind noch nicht am Ende, daher gibt’s noch keine finale Wertung. Aber eins ist jetzt schon klar: Ghost of Yōtei ist ein echtes Highlight und ein Must-Play für alle, die RPGs lieben, das alte Japan verehren oder einfach nur ein Spiel suchen, das sich wie ein Abenteuer anfühlt – Tag für Tag.

Bis zum nächsten Artikel auf Gametasy.

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