Death Stranding 2: Eine Reise wie keine andere – lohnenswert oder nur etwas für Kojima-Fans?

„Dieses Spiel macht nicht unbedingt Spaß – aber ich empfehle es jedem.“ Wenn ein erfahrener Spielejournalist wie Thaneros von En-Live-n so über ein Spiel spricht, dann weißt Du: Death Stranding 2 ist kein gewöhnliches Game. In diesem Artikel werfen wir gemeinsam mit ihm und frischen Ersteindrücken eines Neueinsteigers einen intensiven Blick auf Hideo Kojimas neustes Werk – natürlich spoilerfrei, aber dafür mit viel Gefühl, Meinung und Einschätzung.


Ein Film zum Spielen

Gleich zu Beginn ist klar: Death Stranding 2 ist weniger klassisches Videospiel als ein interaktiver, spielbarer Kinofilm. Die Inszenierung ist bombastisch, die Zwischensequenzen lang, emotional aufgeladen und cineastisch in Szene gesetzt. Wer keine Cutscenes mag oder ein Spiel erwartet, das alle fünf Minuten Action bietet, der kann gleich wieder aussteigen.

Doch wer sich auf Kojimas Vision einlässt, wird reich belohnt. Bereits die ersten Spielstunden holen Dich gefühlvoll ab – selbst wenn Du Teil 1 nicht gespielt hast. Die Welt ist kaputt, düster, und trotzdem schwingt immer ein Hauch von Hoffnung mit. Die Melancholie wird durch den wundervollen Soundtrack, visuelle Weite und clever gesetzte Lichtblicke fast schon poetisch. Und genau hier beginnt Deine Reise – als Sam Porter Bridges.


Wer ist Sam Porter Bridges?

Im ersten Teil war Sam noch ein mysteriöser Charakter, eine Art Schachfigur im düsteren Weltenaufbau Kojimas. In Death Stranding 2 entwickelt sich Sam spürbar weiter. Er ist Vater, Sinnsuchender, Kämpfer – und jemand, mit dem man sich identifizieren kann. Du gehst mit ihm wortwörtlich jeden Schritt, legst ihn schlafen, schickst ihn duschen und fühlst mit, wenn er auf dem Gipfel eines Berges auf seine nächste Lieferung schaut.

Sein Charakter ist vielschichtig, nicht immer einfach, aber immer menschlich. Gerade durch diese Nähe entsteht ein Band, das Du in kaum einem anderen Spiel dieser Art erleben wirst.


Gameplay: Zwischen meditativer Reise und taktischer Entscheidung

Death Stranding 2 setzt nicht auf klassische Mechaniken. Es gibt keinen ständigen Loot- oder Kampf-Wahnsinn. Stattdessen stehen Logistik, Planung, das Überwinden von Hindernissen und die Verbindung einer zersplitterten Welt im Fokus. Und ja – Du trägst Pakete. Viele. Und Du baust Wege, Brücken, Generatoren und manchmal sogar Autobahnen, um Dir und anderen Spielern das Leben zu erleichtern.

Was im ersten Teil noch sperrig und teilweise frustrierend wirkte, fühlt sich hier zugänglicher an. Schon früh stehen Dir Fahrzeuge zur Verfügung, das Terrain ist zumindest anfangs gnädiger, und die Progression durch neue Tools und Ausrüstung gibt Dir das Gefühl, immer weiter über Dich hinauszuwachsen.

Aber keine Sorge: Kojima wäre nicht Kojima, wenn das Spiel nicht auch Momente hätte, in denen es richtig knallt – sei es durch bosshafte gestrandete Kreaturen, düstere Story-Twists oder narrative Eskalation, die Dich sprachlos zurücklässt.


Multiplayer mit Herz – und Likes

Ein besonderes Highlight bleibt das einzigartige Multiplayer-Konzept: Du siehst keine anderen Spieler direkt, aber Du nutzt ihre Bauwerke, Brücken oder hinterlassenen Items. Und Du kannst selbst welche platzieren. Das erzeugt ein Gemeinschaftsgefühl in einer ansonsten einsamen Welt – Du bist nie ganz allein.

Taneros beschreibt das mit einer schönen Analogie: „Das ist wie Dark Souls – nur eben nicht mit Schwert, sondern mit Hoffnung.“ Denn ähnlich wie in FromSoftwares Meisterwerken wirst Du belohnt – nicht mit Gold oder Waffen, sondern mit Erkenntnis, Zusammenhalt und dem Gefühl, einen Beitrag geleistet zu haben.


Story und Struktur: Weniger Lore, mehr Menschlichkeit

Im Vergleich zum ersten Teil, der mit einer komplexen Lore aufwartete, ist Death Stranding 2 erzählerisch zugänglicher. Es geht nicht mehr primär um das Warum, sondern um das Wie Menschen in einer kaputten Welt weitermachen. Was macht die Apokalypse mit uns? Wie behalten wir Hoffnung, wenn alles verloren scheint?

Der Fokus liegt auf Charakteren, ihrer Entwicklung, ihrem Scheitern und ihrem Triumph. Auch Neueinsteiger finden hier einen leichten Einstieg und müssen sich nicht erst durch 30 Seiten Erklärtexte kämpfen.


Schwierigkeit, Progression und Freiheit

Death Stranding 2 ist im Vergleich zum ersten Teil zugänglicher – das gilt sowohl für die Lernkurve als auch für den Schwierigkeitsgrad. Veteranen wie Taneros empfehlen deshalb, gleich auf einem höheren Schwierigkeitsgrad zu spielen, um die volle Herausforderung zu erleben.

Die Progression funktioniert über Skilltrees, neue Gadgets und Fahrzeuge, die Dir sukzessive neue Möglichkeiten eröffnen. Besonders cool: Du entscheidest, wie Du eine Mission angehst – zu Fuß mit Haken und Seilen? Oder doch mit dem Truck durch das schwierige Gelände?

Diese Freiheit ist ein Kernelement des Spiels – und sie motiviert ungemein.


Atmosphäre: Eine Welt zum Versinken

Was Death Stranding 2 ebenfalls von anderen Spielen abhebt, ist seine unfassbare Atmosphäre. Die Welt wirkt lebendig – nicht durch NPCs oder Quests, sondern durch Wind, Wetter, Tag- und Nachtwechsel und diesen unnachahmlichen „Kojima-Vibe“.

Oben auf einem Berg stehen, in die Ferne blicken, ein Generator aufbauen und dabei einen melancholischen Song hören – das ist keine „Action“, aber vielleicht einer der schönsten Momente in einem Spiel seit Jahren.


Für wen lohnt sich Death Stranding 2?

Ganz ehrlich: Death Stranding 2 ist nicht für jeden.

Es lohnt sich, wenn Du…

  • … gerne tief in narrative, ungewöhnliche Spiele eintauchst.
  • … kein Problem mit langsamem, meditativen Gameplay hast.
  • … Freude daran hast, die Welt aufzubauen, zu verbinden und anderen zu helfen.
  • … ein Spiel suchst, das Du nicht nur spielst – sondern fühlst.

Es lohnt sich weniger, wenn Du…

  • … schnelle Action, viel Loot und klassische Progression erwartest.
  • … keine Lust auf lange Cutscenes oder „sperrige“ Storyführung hast.
  • … wenig Geduld mitbringen möchtest.

Ein Fazit ohne Zahl – aber mit Gefühl

Eine Punktewertung? Gibt’s hier nicht. Denn wie Taneros sagt: Eine 9/10 kann für Dich völlig falsch sein, wenn das Spiel einfach nicht zu Dir passt. Und andersrum kann Dich ein „nischiges“ Spiel wie Death Stranding 2 komplett abholen, auch wenn es nur 7/10 auf Metacritic hat.

Was wir aber sicher sagen können: Death Stranding 2 ist ein mutiges, wunderschön inszeniertes Spiel, das sich etwas traut. Es ist eine Reise – zu Fuß, im Jeep und vor allem emotional. Es ist anders. Und vielleicht ist es genau das, was wir aktuell brauchen.


Und Du? Wirst Du den nächsten Schritt wagen?

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