Assassin’s Creed Shadows bricht mit der DLC-Tradition – Ubisoft zieht den Stecker beim zweiten Add-on

Was für ein herber Rückschlag für alle Fans von Assassin’s Creed Shadows: Ubisoft hat bestätigt, dass es kein zweites großes DLC für den neuesten Serienableger geben wird – entgegen früherer Versprechen und sogar offizieller Vorbestellerangebote. Wer gehofft hatte, im zweiten Jahr nach Release noch einmal eine epische Erweiterung wie in Odyssey oder Valhalla zu erleben, wird bitter enttäuscht.


Große Versprechungen, kleine Realität

Die Geschichte beginnt eigentlich wie so oft bei AAA-Games: Großes Marketing, Vorbestellerboni, Deluxe-Editionen – und das Versprechen von mehr Content nach Release. Im Fall von Assassin’s Creed Shadows beinhaltete das ganz konkret: Zwei DLCs, von denen einer direkt mit beworben wurde.

Doch aus den vollmundigen Ankündigungen wurde Realität – und die sieht deutlich schmaler aus. Ubisoft ruderte zurück: Nur ein DLC – und das auch nur für Vorbesteller kostenlos. Dieser erschien unter dem Titel Claws of the Waji und war zwar nett, aber eben auch nicht das „dicke DLC“, das viele erwartet hatten.


Das Interview, das alles veränderte

Den letzten Sargnagel bekam die Hoffnung vieler Fans in einem Interview von JorRaptor mit Simon vom Entwicklerteam Ubisoft Québec. In dem Gespräch über die Post-Launch-Strategie von Shadows wurde deutlich: Ein zweites kostenpflichtiges DLC ist nicht geplant – zumindest nicht im zweiten Jahr.

Stattdessen wolle man sich auf „größere Story-Drops“ konzentrieren. Mehr „Meat“, wie Simon es ausdrückte, aber seltener. Also keine umfangreichen neuen Areale, keine neue Fraktion, kein epischer Storybogen über 15 Stunden – sondern kleinere, aber hoffentlich tiefere Inhalte, die nach und nach erscheinen sollen.


Von Damage Control zu Content Drops

Dass Ubisoft sich diesen Schritt überlegt hat, überrascht nur bedingt. Assassin’s Creed Shadows war nach Release von heftiger Kritik begleitet: Bugs, technische Probleme, und ein insgesamt durchwachsener Ersteindruck sorgten für ein klassisches PR-Desaster.

Die Reaktion von Ubisoft? Schadensbegrenzung pur. Es wurde gepatcht, gefixt und reagiert. Und das offenbar mit Erfolg: Mittlerweile ist das Spiel deutlich stabiler und besser spielbar, neue Inhalte wie wiederholbare Festungen, Puzzle-Quests und Crossovers (z.B. mit Attack on Titan) bringen frischen Wind.

Aber der große Wurf im zweiten Jahr bleibt aus – und das ist in der Historie der Reihe ein echter Traditionsbruch.


Seit Origins eine Selbstverständlichkeit

Seit dem Neustart der Serie mit Assassin’s Creed Origins waren große DLCs fester Bestandteil der Spiele. The Hidden Ones und Curse of the Pharaohs bei Origins, das Atlantis-Triple bei Odyssey, oder die Belagerung von Paris in Valhalla – es gab immer etwas, worauf man sich im Post-Game freuen konnte.

Sogar Valhalla, das ebenfalls zum Release mit Kritik kämpfte, bekam mehrere große Inhalte nachgeschoben und entwickelte sich zum erfolgreichsten AC-Titel aller Zeiten mit über 20 Millionen verkauften Einheiten.


Shadows bleibt zurück – auch in den Verkaufszahlen?

Und hier kommt vermutlich der springende Punkt: Assassin’s Creed Shadows konnte an diesen Erfolg nicht anknüpfen. Zwar gibt es keine offiziellen Zahlen, aber Insider schätzen die Verkäufe auf etwa 4 bis 5 Millionen Einheiten – nicht schlecht, aber eben auch deutlich weniger als Valhalla.

Ein solches Delta in den Verkaufszahlen wirkt sich natürlich auf die Budgetverteilung aus. Ubisoft muss kalkulieren – und wenn die Opportunitätskosten eines zweiten DLCs höher sind als der potenzielle Gewinn, zieht man eben den Stecker. Vor allem, wenn parallel schon mit Hochdruck an Assassin’s Creed Hexe gearbeitet wird.


Und was bekommen wir stattdessen?

Laut Simon soll es im zweiten Jahr weiterhin Content geben, nur eben anders als gewohnt. Der Fokus liegt auf größeren Story-Drops, die nicht als vollwertiges DLC verkauft werden, sondern entweder kostenlos oder im Rahmen kleinerer Updates erscheinen.

Ein gutes Beispiel ist der aktuelle Story-Drop rund um die Glyphentür, in dem Spieler auf eine geheimnisvolle Entität treffen. Laut Ubisoft soll diese Story weitergeführt werden, was zumindest die Hoffnung auf interessante erzählerische Entwicklungen im zweiten Jahr offenlässt.


Features aus dem DLC werden recycelt?

Ein spannender Nebenaspekt: Simon erwähnte auch, dass Features, die eigentlich für das zweite DLC entwickelt wurden, trotzdem ins Spiel eingebaut werden könnten. Zum Beispiel das „Tag-Nacht-Feature“, mit dem sich gezielt die Tageszeit ändern lässt – ursprünglich für einen Story-Drop geplant, mittlerweile aber global verfügbar.

Heißt: Auch wenn das zweite DLC gestrichen wurde, könnten Elemente daraus als Teil künftiger Updates noch ihren Weg ins Spiel finden. Wer weiß – vielleicht sogar eine neue Waffenart?


Hoffnungsschimmer: New Game Plus & Wiederspielwert

Für alle, die Assassin’s Creed Shadows bereits durchgespielt haben, gibt es zumindest einen kleinen Trost: Der New Game Plus Modus wurde inzwischen freigeschaltet und bringt neue Items, mehr Gold und die Möglichkeit, Waffen auf das höchste Level zu bringen.

Zwar ist das nicht unbedingt ein Ersatz für ein vollwertiges DLC, aber es sorgt zumindest für einen gewissen Wiederspielwert, gerade für Completionists und Hardcore-Fans. Noch besser wäre natürlich ein System wie in Ghost of Tsushima, bei dem New Game Plus zusätzliche Händler und Belohnungen eingeführt hat – da könnte Ubisoft sich ruhig eine Scheibe abschneiden.


Der Elefant im Raum: Die Marke Assassin’s Creed

Ein weiterer Aspekt, der in der Diskussion mitschwingt: Der Zustand der Marke selbst. Assassin’s Creed Shadows war nicht der Mega-Hit, auf den Ubisoft gehofft hat – und das wirft Fragen für die Zukunft auf. Titel wie Mirage hatten ebenfalls ihre Schwächen und schienen eher ein Lückenfüller zu sein.

Ob Ubisoft mit Hexe oder zukünftigen Projekten das Ruder herumreißen kann, bleibt abzuwarten. Klar ist aber: Die Marke braucht wieder einen echten Volltreffer, um sich nachhaltig zu behaupten – und Shadows war das offenbar nicht.


Fazit: Schade, aber irgendwo verständlich

Der Verzicht auf ein zweites DLC für Assassin’s Creed Shadows ist zweifellos ein bitterer Moment für viele Fans – vor allem für diejenigen, die von Anfang an dabei waren, sich Special Editions gekauft und auf langanhaltenden Content gehofft haben.

Doch aus wirtschaftlicher Sicht ist der Schritt nachvollziehbar, wenn man sich die Verkaufszahlen und die schwierige Ausgangslage des Spiels anschaut. Ubisoft setzt auf kleinere Updates, auf Story-Häppchen und Verbesserungen im Detail – aber der große Content-Kracher bleibt aus.

Ob das reicht, um die Community bei Laune zu halten, wird sich zeigen. Vielleicht gelingt es Ubisoft ja doch, die Spieler mit cleveren Story-Drops, optionalem Endgame-Content oder einem Überraschungs-Update zu begeistern.

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